Verena Dahms Autorenseite

Mein Jahresrückblick

 

Grundsätzlich schaue ich lieber nach vorne als zurück, doch in diesem Jahr mache ich mal eine Ausnahme.

Anfangs Januar habe ich mein ‘Joe’ Manuskript (Sie nannten mich Joe – Ein Leben für die Musik) an meine Lektorin geschickt. Meistens bekomme ich ziemlich rasch das erste Feedback von ihr. Dieses Mal aber war Funkstille. Drei Wochen hörte ich nichts von ihr.

Mag sie meine Geschichte nicht? Sehr wahrscheinlich hat sie viel zu tun und noch keine Zeit für mein Manuskript gefunden? Geduld war noch nie meine Stärke.

Dann kam die Rückmeldung. Liebe Verena, schrieb sie, du hast eine wunderbare Story geschrieben. Ich habe lange hin und her überlegt, aber ich glaube, du solltest sie in einer anderen Perspektive erzählen. Das sass. Zuerst bekam ich Schnappatmung, dann weiche Knie. Das ganze Manuskript umarbeiten! Nicht nur dreimal, sondern sechsmal musste ich leer schlucken. Du schaffst das, ich helfe dir dabei, schrieb sie weiter. Ich nickte, obwohl sie das ja nicht sehen konnte.

Und damit begann die Ochsentour

Zum Glück war das Manuskript nicht ganz so lang, wie meine beiden vorherigen Romane. Trotzdem musste Satz für Satz, Szene für Szene geprüft werden. Nach ein paar Wochen war es geschafft, ich übrigens auch.

Im Mai bekam ich Gelegenheit, in Berlin eine längere Leseprobe von meinem Joe-Text einem Literaturagenten vorzulegen. Auch er beglückwünschte mich zu meinem Text, um mir im gleichen Atemzug zu sagen, dass ich als unbekannte Autorin mit diesem Buch keinen Erfolg haben würde. Nun, ich bin halt noch keine bekannte Autorin, das konnte ich leider nicht ändern. Frustriert fuhr ich nach Hause. Doch der Frust hielt sich nicht lange. Dickköpfig wie ich nun mal bin, bereitete ich die Veröffentlichung vor. Am 1. Juni erblickte mein Roman das Licht der Welt und … ich hatte noch nie einen so erfolgreichen Launch.

Hier eine der vielen Leserrückmeldungen die ich bekommen habe: Es ist das bisher tiefste und reifste Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe.

Der Sommer zog ins Land.

Die Hitze lähmte Mensch und Tier. Auch mich. Mühsam hangelte ich mich durch die nächste Story. Lustig und leicht sollte sie werden, nach der eher schweren Kost des vorherigen Romans. Der Plot war bereits geschrieben, auch ein Arbeitsexposé und die wichtigsten Figuren (mit Namen) hatte ich auch, doch die Hitze ließ auch mein Hirn schmelzen. Als dann die Temperaturen endlich wieder einigermassen normal wurden, da lief auch meine neue Geschichte. Noch nie war mir eine Story so schnell aus dem Kopf über die Finger in den Computer geflossen. Ich hatte viel Spaß und musste beim Schreiben mehrmals laut lachen.

Ein kleines Häppchen aus meinem Neuen

“Ich schlucke. Höllental. Aufstieg. Was hat er sonst noch zu bieten? Hätte ich doch nur nicht zugesagt. Ich dumme Kuh. Ich reiche ihm die Tasche. Nachdem er umgepackt und die Tasche wieder verstaut hat, betrachtet er erneut meine Turnschuhe. 

»Läufst du wirklich gut darin?«

»Die ziehe ich immer zum Wandern an.« Meine Stimme klingt trotzig.

»Okay, auf geht’s. Der Aufstieg bis zur Hütte dauert knappe drei Stunden.« Richard marschiert los.

Ich stapfe hinter ihm her. Wütend und ängstlich zugleich. Drei Stunden. Und was dann, wenn wir oben angekommen sind?

So, als hätte Richard meine Gedanken erraten, dreht er sich um. »Wir schlafen in der Hütte und morgen Früh geht es dann weiter. Ich kenne eine schöne Tour mit einem wunderbaren Blick bis weit ins Tal. Etwa fünf Stunden Marschzeit, aber es lohnt sich.« Wieder betrachtet er meine Turnschuhe. 

Ich schnaufe. Klammere mich an das Seil an der Bergwand und setze Fuß vor Fuß auf, sorgsam bedacht, dass ich auf dem steilen Weg nicht abrutsche. Mein Blick wandert nach unten, in die abfallende Schlucht. 

Himmel hilf mir, bete ich stumm. Die Schlucht bleibt abfallend.”

Nun ist das Manuskript im Lektorat und wenn alles gut läuft, könnt ihr die Geschichte im Januar/Februar lesen.

Buch/Berlin

Im November war ich zusammen mit meiner Autorenfreundin Steffi Krumbiegel an der BuchBerlin. Das dritte Mal bin ich nun schon mit dabei. gewesen. Eine Buchmesse die es wert ist, sie zu besuchen. Sie wird immer besser. Ich konnte neue Kontakte knüpfen und alte auffrischen. Ich konnte neue Leser/innen gewinnen und ich bin schwer am Überlegen, im nächsten Jahr noch einmal hinzufahren. Auf alle Fälle hat es sehr viel Spaß gemacht.

Zu einem Rückblick gehört auch ein Ausblick

Zwei weitere Geschichten befinden sich in meiner Kladde (ja, ich bin da ziemlich altmodisch). Eine davon wird wieder in meiner neuen Heimat spielen, in Frankreich, in der Dordogne. Eine Zusammenfassung, fast schon ein Arbeitsexposé habe ich bereits. Die andere soll wieder humoristisch werden. Ich gebe es zu, ich habe Blut geleckt, bei meiner letzten Geschichte. Mal schauen, welche zuerst an die Reihe kommt.

Und nun bleibt mir nur noch, euch für eure Treue zu danken und schöne Festtage zu wünschen. Und wenn ihr keinen von meinen Blogbeiträgen mehr verpassen wollt, könnt ihr euch gerne in den Newsletter eintragen. Ihr bekommt dann meinen Beitrag direkt in euer eMail-Postfach.

Schreiben ist eine köstliche Sache, nicht mehr sich selbst zu sein, sich aber in einem Universum zu bewegen, das man selbst geschaffen hat. (Gustave Flaubert)

Comments

  • Elsa Rieger
    Dezember 16, 2019

    Liebe Verena
    ich musst lange nachdenken über dein Manuskript, denn ich wusste zwar, dass irhendwas nicht stimmt, doch was das war, dazu hat es gedauert.
    Jetzt passt es und wird toll!

    reply
  • Dezember 16, 2019

    Ein wundervoller Jahresrückblick und Ausblick auf das neue Jahr. Ich hatte Bilder im Kopf, Bilder Deiner Lektorin und Deines, als Elsa Rieger sagte, dass Du Joe umschreiben solltest – Uiii was für ein Schreck, welch herausfordernde Arbeit – Doch Deine Leserschaft hat es Dir gedankt ♥.

    Ich wünsche Dir ein besinnliches, friedliches und frohes Weihnachtsfest ♥

    Liebe Grüße

    Heidelinde

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