Verena Dahms Autorenseite

Eine Handvoll grau und getigert

 

Anfangs Juni ist Isabelle, meine heiss geliebte Katze, gestorben. Sie war schwer krank, Diabetes. Ich musste sie einschläfern lassen, zu sehr hatte sie zum Schluss gelitten. Und ich habe mir immer geschworen, dass ein Tier, das bei mir lebt, nicht leiden muss.

Rotzfrech ist sie damals vor dreizehn Jahren in meine Küche marschiert, hat sich an Chiccos (meine andere Katze) Fressnapf gütlich getan, hat sich danach auf Chiccos Schlafplatz gelegt und frech in die Gegend geschaut. Wir haben zusammen geschmust, aber nur wenn sie wollte. Wir haben zusammen gelesen, das heißt sie hat mit dem Lesebändchen gespielt und ab und zu mit dem Kopf an das Buch gestoßen, was hieß: nun streichle mich mal. Es waren schöne Jahre gewesen.

Seit drei Wochen wohnt nun eine Handvoll grau, getigert und quick lebendig in meinem Haus. Ich war in der SPA, das ist eine Vereinigung in Bergerac die sich um ausgesetzte Tiere kümmert. Mein Herz floss über, als ich den Raum in dem die jungen Katzen untergebracht waren, betrat. Geschätzt fünfzehn Kätzchen waren es. Sie spielten rangelten oder räkelten sich in ihren Körbchen. Am liebsten hätte ich sie alle eingepackt und mitgenommen. Am Ende habe ich mich entschieden, für die Kleinste. Ganze 700 Gramm, gefunden am Straßenrand, so die Tierpflegerin.

Mir kommt immer noch die Galle hoch, wenn ich daran denke, wie man wehrlose Tiere einfach so aussetzen kann. Was müssen das für Menschen sein?

Nun, Felina – die Glücksbringerin, hat sich erstaunlich schnell eingelebt. Eine Stunde, wo sie etwas ängstlich um sich geschaut hat, dann war sie angekommen und hat gezeigt, was sie alles kann. Zum Beispiel an Vorhängen hochklettern um die Fliegen ganz oben versuchen zu fangen. Oder der Chicco hinterher zu jagen. Die gesetzte Dame hat zu Anfang zuerst entsetzt geguckt und geknurrt und es gab auch schon mal einen kleinen Hieb mit der Pfote, wenn der Jungspund zu übermütig wurde.

Mittlerweile gewöhnen sich die beiden langsam aneinander. Die Liebe ist noch nicht so tief, doch ich bin guten Mutes, dass sie zueinander finden. Die ersten Anzeichen sind vorhanden.

 

 

 

 

 

 

 

Schreiben ist eine köstliche Sache, nicht mehr sich selbst zu sein, sich aber in einem Universum zu bewegen, das man selbst geschaffen hat. (Gustave Flaubert)

Comments

  • Bernhard
    August 3, 2018

    Hast du sehr schön beschrieben. Bei uns war der Vorhandene rotgetiegert, die Neue schwarz mit ‘weißer Krawatte’, ansonsten mit Sicherheit das gleiche, schöne Spiel.
    Sehr schön!

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