Verena Dahms Autorenseite

Geschichten die das Leben schreibt – Geschichten die erzählt werden müssen

 

Ich werde oft gefragt, wo ich denn meine Ideen für meinen Geschichten hernehme.

Nun, ganz einfach aus dem Leben. Wenn ich zum Beispiel mit dem Zug nach Bordeaux fahre, dann beobachte ich die Fahrgäste. Viele lesen, andere plaudern, einige haben intensiven Kontakt mit ihrem Handy und wieder andere starren aus dem Fenster.

Oder ich sitze in einem Bistro. Ein älteres Ehepaar, das sich nichts mehr zu sagen hat und schweigend ihren Kaffee schlürft. Eine Gruppe junger Studenten, lachend, schwatzend, fröhlich. Der Kellner, der sich mit seinem Servierbrett durch die enge Bestuhlung balanciert oder die junge Mutter die das quengelnde Kind zu beruhigen versucht.

All das speichere ich in meinem Kopf. Zu Hause setze ich mich dann hin und schreibe das Gesehene  in mein Notizbuch. Manchmal wird es eine Kurzgeschichte, (die ich aber nie veröffentliche), manchmal sind es auch nur einige kleine Szenen.

Auch eine Zeitungsmeldung kann mein Kopfkino ankurbeln.

Bis aus diesen Fragmenten die Grundlage für einen Roman gelegt ist, dauert es.

Zuerst entwickle ich die Figuren die in meinem Roman eine Rolle spielen. Wie sehen sie aus, was haben sie für Macken, Wünsche, Sehnsüchte. Wo sind sie aufgewachsen. Wer passt zu meiner Protagonistin. Dieses rothaarige Mädchen, das ich kürzlich in der Bahnhofshalle beobachten konnte? Der kleine dicke Herr, mit dem schütteren Haar? Er war so ungeduldig, als ihm der Kellner nicht gleich den Kaffee serviert hat. Den könnte ich doch als Nebenfigur in meine Geschichte einbauen.

Auf diese Weise baue ich, wie ein Architekt, Stein auf Stein zusammen. Dann muss ich mir auch noch den Ort, oder die Orte aussuchen, in dem meine Geschichte spielen soll.

Meistens nehme ich Orte, die ich bereits kenne. Manchmal hilft mir auch Papa Google.

Wenn ich das alles zusammen habe, dann geht es ans Plotten. Ist nicht unbedingt mein Ding, aber notwendig. Den Ablauf der Geschichte, der rote Faden, der Anfang und das Ende, das muss sein. Ich mache das nicht stur, sondern sehr, sehr locker. Weiß ich denn, was alles noch passieren wird, während ich schreibe? Nein, das weiß ich nicht.

Geschichten müssen reifen, meine jedenfalls, so wie Wein in den Fässern reift, bevor er trinkbar ist.

Das nächste Mal werde ich euch etwas über die Geschichte erzählen, an der ich im Moment arbeite.

Schreiben ist eine köstliche Sache, nicht mehr sich selbst zu sein, sich aber in einem Universum zu bewegen, das man selbst geschaffen hat. (Gustave Flaubert)

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