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La Rentrée

Überall in den großen Einkaufsläden werden zur Zeit die Verkaufsregale für das ‘La Rentrée’, zu Deutsch die ‘Rückkehr’, aufgefüllt. Das obwohl die Schule erst anfangs September wieder beginnt.

Man sieht Mütter und auch Väter, die zusammen mit ihrem Nachwuchs durch die Gänge streifen und suchend ihre Blicke über die Angebote schweifen lassen.

Hefte, Ringhefte und Blöcke in allen Farben und Größen. Schachteln zum Verstauen von hunderterlei Dingen. Bleistifte, Kugelschreiber und Farbstifte. Schultornister, die wie Bergsteigerrucksäcke aussehen, und teilweise so groß sind, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie ein Erstklässler einen solchen Rucksack auch nur ohne hinzufallen, mehr als hundert Meter tragen kann.

‘La Rentrée’ ist aber nicht nur für die Schüler ein wichtiger Tag. Auch die Büroangestellten, die Bänkler, die Frisöre, die Kassiererinnen möchten ihre frisch erworbene Bräune im besten Licht präsentieren.

So wirbt denn die Kosmetikindustrie für neue Make-ups und passende Lippenstifte die die Gesichtsbräune unterstreichen sollen. Die Sommermode mit den fast durchsichtigen Tops wird gegen etwas gedecktere Kleidung ausgetauscht, weil die Septembermorgen doch schon recht frisch sein können. Auch hier werden die Farben auf den Ferienteint abgestimmt. Orange, so habe ich kürzlich in einer führenden Modezeitschrift gelesen, soll die diesjährige Farbe für das ‘La Rentrée’ sein.

Die Haare! Die haben im Gegensatz zum Gesicht gelitten. Sie sind strohig und ausgebleicht von der Sonne, dem Wind und dem Salzwasser geworden und der Schnitt ist in den vier Ferienwochen herausgewachsen.

Die Frisöre alle Hände voll zu tun, aus den Wuschelköpfen wieder Frisuren zu zaubern, die dem ‘Rentrée’ gerecht werden.

Da habe ich es einfacher. Bei mir findet kein ‘Rentrée’ statt. Ich kann mich in ausgebeulten Trainingshosen an meinen Schreibtisch setzen, der nicht in einem Bürohaus, sondern bei mir zu Hause ist.

Doch ich freue mich trotzdem auf das ‘Rentrée’, denn dann kommt endlich meine ‘Perle’ aus ihren Ferien zurück. Vier Augustwochen sind eine lange Zeit.

Schreiben ist eine köstliche Sache, nicht mehr sich selbst zu sein, sich aber in einem Universum zu bewegen, das man selbst geschaffen hat. (Gustave Flaubert)

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